Polarlicht - Polarlichter - Nordlichter - Aurora Borealis - Polarlichter in Deuschland - 17.11.1989 - 18.11.1989 - Geomagnetischer Sturm

Polarlichter - Aurora Borealis

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POLARLICHT AM 17./18.11.1989

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Das Geschehen auf der Sonne

Die solare Ursache des geomagnetischen Sturms vom 17/18.11.1989 war eine Fleckengruppe (AR 5786) auf der nördlichen Sonnenhemisphäre. Jene war am 07.11.1989 am Ostrand der Sonne erschienen und nahm im Laufe der folgenden Tage an Komplexität zu. Sie brachte mehrere signifikante Röntgenflares hervor, deren stärkster am 15.11.1989 die Kategorie X 3.2 erreichte. Dieser war von einem schwachen Protonen-Event (SPE) begleitet. In den Folgetagen nahm AR 5786 an Größe ab, bevor sie am 18.11.1989 hinter dem westlichen Sonnenrand verschwand.

Sonnenfleckengruppe AR 5786 am 15.11.1989 Sonnenfleckengruppe AR 5786 am 15.11.1989
Die Sonnenfleckengruppe AR 5786 am 15.11.1989. Rechts die magnetischen Beobachtungen. Quelle: Debrecen Photoheliographic Data .

Trigger des geomagnetischen Sturms war eine am Vormittag des 17.11.1989 bei der Erde eintreffende Schockfront. Als Quelle wird von Rendtel (1991) der X3.2-Flare vom 15.11.1989, 06:38 UT (Maximumszeitpunkt), auf N11/W26 angegeben. Möglicherweise spielten zusätzlich weitere, schwächere Flares sowie ein etwas nördlich von AR5786 liegendes Coronal Hole eine Rolle.

Verlauf des geomagnetischen Sturms am 17./18.11.1989

Die CME erreichte die Erde nach etwa 50 Stunden Laufzeit am Vormittag des 17.11.1989, woraus sich eine Geschwindigkeit von etwa 850km/s ergibt. Ihre Ankunft löste einen geomagnetischen Sturm aus, welcher rund 24 Stunden andauerte. In seinem Verlauf stieg der Kp-Wert in der Dreistunden-Perioden 17.11.1989, 18 - 21 UT auf den Wert 8o. Der DST-Index sank im Verlauf des geomagnetischen Sturms bis auf einen Wert von -266 nT. Balan et al. (2016) haben eine neuen Parameter DSTmp eingeführt, dessen Wert direkt mit der Stärke eines geomagnetischen Sturms und dessen dadurch verursachten Folgen korrespondiert. Hier steht das Event vom 17./18.11.1989 an 23. Stelle im Zeitraum 1957 bis heute und damit noch knapp vor dem bekannten Bastille Day-Event im Juli 2000.

Kp-Werte vom 15. - 19.11.1989
Kp-Werte vom 15. - 19.11.1989. Quelle: Michael Theusner

Im Zuge des geomagnetischen Sturms waren Polarlichter am Abend des 17.11.1989 in weiten Teilen Europas sichtbar. Im Web finden sich Fotos aus den Niederlanden von Henk Bril und Peter Paul Hattinga Verschure.

Das Wetter in Deutschland

Satellitenbilder (s.u.) zeigen, dass der Himmel am Abend des 17.11.1989 in ganz Mitteleuropa wolkenfrei war. Bodennaher Nebel ist in Infrarot-Aufnahmen allerdings kaum oder gar nicht erkennbar. Möglicherweise trat solcher in Norddeutschland auf, denn Riepe & Binnewies (1990) erwähnen, dass im südlichen Deutschland bessere Wetterbedingungen geherrscht hätten.

Bewölkung am 17.11.1989 um 18:30 Uhr MEZ Bewölkung am 17.11.1989 um 21:30 Uhr MEZ

Bewölkung über Mitteleuropa am 17.11.1989 um 18:30 und 21:30 Uhr MEZ.
Klicken Sie bitte auf die Karten, um vergrößerte Ansichten in einem separaten Fenster zu öffnen.
Quelle: ISCCP-B1 Daten nach Knapp, K. R. (2008): Scientific data stewardship of International Satellite Cloud Climatology Project B1 global geostationary observations. Journal of Applied Remote Sensing, 2, 023548 (doi:10.1117/1.3043461).

Beobachtungen des Polarlichts in Deutschland

Mit Eintritt der Dunkelheit konnten ab am Abend des 17.11.1989 ab 17:45 MEZ überall in Deutschland und auch in Österreich helle Polarlichter gesehen werden. Etwa 50 Beobachtungen, fast alle mit Fotos belegt, sind bekannt geworden, wobei jedoch nur ein kleiner Teil der Bilder veröffentlicht wurde. Die guten Wetterbedingungen spielen bei dieser zur damaligen Zeit rekordverdächtigen Zahl der Meldungen sicherlich die entscheidende Rolle. Viele Amateurastronomen waren für routinemäße Himmelsbeobachtungen draußen und nutzten die mondfreien Abendstunden, zumal es sich um einen Freitagabend handelte. Dass in 1989 bereits mehrere Berichte über Polarlichter in "Sterne und Weltraum" erschienen waren, stellte sicherlich eine Ermunterung dar, Fotos vom 17.11.1989 einzusenden. Insgesamt trügt der Eindruck sicher nicht, dass diesmal wesentlich mehr Menschen Zeugen des Schauspiels wurden als am 20./21.10.1989 und am 13./14.03.1989.

Nachstehend sind die deutschen und östereichischen Beobachter alphabetisch aufgeführt:
- Bernd Augustin, Dettingen & Kircheim/Teck: 3 Fotos und Bericht auf privater Webseite
- Felix Bachmeier, Freising: Erwähnt in Riepe & Binnewies (1990)
- Martin Baur & Horst Liebig, Lk. Ludwigsburg: 1 Foto in Riepe & Binnewies (1990)
- Martin Bender, Feldberg (Taunus): 1 Foto in Riepe & Binnewies (1990)
- Udo Bojarra, Marsberg: Erwähnt in Riepe & Binnewies (1990)
- Karl Brandl, München: Erwähnt in Riepe & Binnewies (1990)
- Rudolf Dobesberger, Neuzeug (AT): Erwähnt in Riepe & Binnewies (1990)
- Erwin Filimon, Seewalchen (AT): Erwähnt in Riepe & Binnewies (1990)
- Holger Filling, Halver: Erwähnt in Riepe & Binnewies (1990)
- Gerhard Flaig, Mariazell: Erwähnt in Riepe & Binnewies (1990)
- H. Forth, Ottobeuren: Erwähnt in Riepe & Binnewies (1990)
- Uwe Freitag, Lübeck: 4 Fotos im Polarlicht-Archiv
- Harry Fritsch, Sersheim: Erwähnt in Riepe & Binnewies (1990)
- Dr. Rainer Fuchs, Kirchdaun: Erwähnt in Riepe & Binnewies (1990)
- Astrid Gallus, Krefeld: Bericht in Gallus (1990)
- G. Grau, Salzburg (AT): Erwähnt in Riepe & Binnewies (1990)
- Matthias Garzarolli, Höchstadt: Erwähnt in Riepe & Binnewies (1990)
- Jan Gensler, Bad Neustadt: Erwähnt in Riepe & Binnewies (1990)
- Richard Gierlinger, Schärding (AT): 4 Fotos und Beobachtungsprotokoll auf privater Webseite
- Stephan Heinsius, Dreieich: Foto auf privater Webseite
- Martin Hofberger, Rimsting: Erwähnt in Riepe & Binnewies (1990)
- Nils Holstein, Steinau, OT Seidenroth: Bericht und Foto auf der Webseite von Thomas Sävert
- Michael Hoppe, Hagen: Erwähnt in Riepe & Binnewies (1990)
- Thomas Jäger, Zirndorf: Erwähnt in Riepe & Binnewies (1990)
- Karl Kaiser, Schärding (AT): 1 Foto in Riepe & Binnewies (1990)
- Anton Kellner, Ried im Innkreis (AT): Foto auf privater Webseite
- Dieter Klatt, Oldenburg: 2 Fotos in der Bildergalerie des Arbeitskreises Meteore e.V.
- Fries Klement, Sontheim: Erwähnt in Riepe & Binnewies (1990)
- O. Krause, Birkenhard: Erwähnt in Riepe & Binnewies (1990)
- H.J. Leue, Hambergen: Erwähnt in Riepe & Binnewies (1990)
- Jürgen Mainka, Roth: Erwähnt in Riepe & Binnewies (1990)
- Anton Malina, Kircheim/Teck: Bericht in Malina (1990)
- Werner Mayr, Langweid: Erwähnt in Riepe & Binnewies (1990)
- Frank Niebling, Nürnberg: Erwähnt in Riepe & Binnewies (1990)
- Dirk Panczyk, Schalksmühle: Erwähnt in Riepe & Binnewies (1990)
- Konrad Pfaffenberger, Bärnham: Erwähnt in Riepe & Binnewies (1990)
- Thomas Rattei, Radebeul: 7 Fotos auf der Webseite des Astroclubs Radebeul (runterscrollen!)
- G. Rüpplein, Hagen: Erwähnt in Riepe & Binnewies (1990)
- Klaus Rüpplein, Stegaurach: Erwähnt in Riepe & Binnewies (1990)
- Heiko Schlötterer, Berlin: Foto mit Erläuterungen auf der Webseite der Wilhelm-Förster-Sternwarte
- G. Schmidbauer, Wenzenbach: Erwähnt in Riepe & Binnewies (1990)
- Arvin Schnell, bei Bremen: Foto auf privater Webseite
- Berthold Schulz, Karlsruhe: Erwähnt in Riepe & Binnewies (1990)
- Rudolf Steinert, Paderborn: Erwähnt in Riepe & Binnewies (1990)
- Wolfgang Steinhoefer, Oerlinghausen: 4 Fotos auf der Webseite von Thomas Sävert
- Sternwarte Weinheim, Weinheim: Foto
- Sabine & Frank Wächter, Dresden: 2 Fotos im Polarlicht-Archiv
- Sabine Weber, Erlangen: 2 Fotos auf der Homepage der Sternfreunde Franken e.V.
- Sven Wienstein, Ennepetal: 4 Fotos in der Bildergalerie des Arbeitskreises Meteore e.V.
- Th. Wolf, Pöcking: Erwähnt in Riepe & Binnewies (1990)

Obige Aufstellung ist sicherlich nicht komplett, denn Rendtel (1991) erwähnt, dass das Polarlicht vom 17.11.1989 außerdem in Potsdam, Angermünde, Radeberg, Berlin, Lindenberg und Cottbus beobachtet worden sei.

Die Polarlichter waren zumindest außerhalb der Städte durchgehend von 17:45 bis 23:30 MEZ sichtbar, wobei sie offenbar den überwiegenden Teil der Zeit recht deutlich in Erscheinung traten. Maxima der Aktivität mit extremer Helligkeit wurden zwischen etwa 18:30 und 19:00 MEZ sowie zwischen etwa 22:00 und 22:30 MEZ verzeichnet. Zum letztgenannten Zeitpunkt reichte die Aurora selbst in Österreich bis zum Zenit (Richard Gierlinger).
Beobachtet wurden ausgedehnte rote bis orange Flächen und Vorhänge, rote, grüne und weißliche Beamer sowie ein horizontnahes grünes Glimmen.

Wie ein riesiger Vorhang wallte die Lichterscheinung rötlich und grünlich am Himmel. Die enorme Ausdehnung über fast 180 Grad am Himmel zeigt selbst das 24 mm Weitwinkelobjektiv nur unzureichend. (Bernd Augustin)

In großen, roten Vorhängen erstreckte sich das Nordlicht vom Ausgangspunkt, etwas nördlich der Zwillinge über Norden bis nach Westen ... Ganz plötzlich fielen von Westen her helle, weißlich-gelbe schmale Farbbänder in den roten Vorhang und erstreckten sich in unterschiedlichen Abständen ebenfalls bis fast zu der nördlichen Grenze der Zwillinge ...
Insgesamt dauerte die Erscheinung bis etwa 22.20 Uhr, also mithin 25 Minuten.
Diese 25 Minuten werden die 16 anwesenden Mitglieder des Vereins der Krefelder Sternfreunde nie mehr vergessen. Bis auf ein Mitglied hatte noch keines je Polarlichter beobachtet, und die Euphorie während des Schauspiels war unbeschreiblich.
(Gallus 1990)

Das Polarlicht war rot und erstaunlich hell. Es erstreckte sich von Nordwest bis Nordost in Höhen von etwa 5 Grad bis 30 Grad über den Horizont. Um 21:57 MEZ erschienen ziemlich genau im Norden für etwa 20 Sekunden zwei parallele weiße Strahlen ... Nach 22:24 MEZ verschob sich das Helligkeitsmaximum nach Nordwest in eine Höhe von etwa 45 Grad. Die Helligkeit pulsierte, nahm aber im Mittel ab. Gegen 23:30 MEZ erlosch es allmählich. (Malina 1990)

Das weitgehende Erlöschen der Aktivität gegen 23:30 sowie der inzwischen aufgegangene und störende Mond bewogen offenbar fast jeden zur Beendigung der Beobachtungen. Dies war kein guter Entschluss, denn die Aurora lebte danach erneut auf und war mindestens bis 02:13 aktiv. Diese späte Akitivitätsphase ist lediglich durch Fotos von Wolfgang Steinhoefer aus Ostwestfalen dokumentiert. Die 4 Bilder zeigen rote Beamer, welche sich zu einer Korona vereinigen.

Arbeitskreis Meteore e.V.: 17./18.11.1989 - Extrem helles Polarlicht bis Österreich

Astroclub Radebeul e.V. Fotoarchiv: Polarlichter

Bernd Augustin: Polarlichter vom 17.11.89

Richard Gierlinger: Polarlicht am 17.11.1989

Stephan Heinsius: Polarlichter 1989

Nils Holstein: Steinau 07.11.1989

Anton Kellner: Polarlicht 1989

Polarlicht-Archiv: Polarlicht-Bilder von Uwe Freitag

Polarlicht-Archiv: Polarlicht-Bilder von Sabine und Frank Wächter

Arvin Schnell: Aurora

Wolfgang Steinhoefer: Polarlichtbilder Oerlinghausen bei Bielefeld 17. November 1989

Sternwarte Weinheim: Polarlichter über Weinheim

Sabine Weber: Beobachtung von Polarlichtern

Wilhelm-Foerster-Sternwarte Berlin: Polarlicht über Berlin

Literaturangaben zum Polarlicht am 17./18.11.1989

Balan, N.; Batista, I.S.; Tulasi Ram, S. & Rajesh, P.K. (2016): A new parameter of geomagnetic storms for the severity of space weather. Geoscience Letters 20163:3. (Download des Artikels als pdf, 2.5 mb)

Gallus, Astrid (1990): Polarlichter am 17.11.89 in Krefeld. Sternzeit 1990/1, 27-28.

Malina, Anton (1990): Nordlichter in Süddeutschland. Sonne 53, 10. (Download des gesamten Heftes als pdf, 5.1 mb)

Rendtel, Jürgen (1991): Solare Eruptionen und Polarlichter. Sterne und Weltraum 1991/7, 457-460.

Riepe, Peter & Binnewies, Stefan (1990): Die Polarlichter des Jahres 1989. Sterne und Weltraum 1990/4, 247.