Polarlichter - Aurora Borealis |
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POLARLICHT AM 27./28.02.2014 |
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Das Geschehen auf der Sonne
Die ersten beiden Monate des Jahres 2014 waren durch starke Sonnenaktivität gekennzeichnet. Ein beträchtlicher Teil davon ging auf eine einzige langlebige Sonnenflecken-Gruppe zurück, die erstmals Anfang Januar unter der Bezeichnung AR11944 für Furore sorgte. Am 07.01.2014 brachte sie einen Röntgenflare der Kategorie X 1.2 hervor, welcher von einer CME begleitet war. Es schien fast sicher, dass diese die Erde zumindest streifend treffen würde. Doch die hohen Erwartungen der mitteleuropäischen Polarlicht-Freunde wurden bitter enttäuscht, denn die CME verfehlte unseren Planeten letztlich doch weitgehend. Anblick der Sonne mit aktiven Regionen und Coronal Holes am 27.02.2014 um 00:45 MEZ.
AR 11318 ist bereits hinter dem rechten (westlichen) Sonnenrand verschwunden. (Quelle: Jan Alvestad) Verlauf der solaren Röntgenstrahlung vom 24. - 26.02.14 mit dem X-Class-Flare.
Video des X 4.9-Flares und der sich ablösenden CME am 25.02.2014.
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Verlauf des geomagnetischen Sturms am 27.02.2014
Die CME aus dem X 4.9-Flare traf am 27.02.2014 um 17:15 MEZ am ACE-Satelliten und dementsprechend etwa eine Stunde später bei der Erde ein. Dort löste sie einen geomagnetischen Sturm der Kategorie G2 aus. Der globale Kp-Wert stieg bis auf 6 an. Die Werte der Geschwindigkeit (max. 500 km/s) und Dichte (um 20) waren allerdings nicht sonderlich eindrucksvoll. Die Feldstärke des IMF betrug zeitweise 20nT, wobei die Bz-Komponente stark südlich ausgerichtet war. Entscheidend für das letztlich überraschende Auftreten heller und zeitweilig bis zu den Pynenäen nachweisbarer Polarlichter war zum einen die geomagnetische Grundunruhe, welche seit den Polarlichtern vom 23./24.02.2014 duchgehend bestanden und sich in einzelnen schwächeren Substorms geäußert hatte. Zum anderen war die Ankunft der CME von einem Sektorwechsel im HCS begleitet, welcher sich bereits vor der Ankunft der CME durch eine steigende Dichte des Sonnenwindes bemerkbar gemacht hatte. Rampenbildung im EPAM-Plot vom 25. - 27.02.2014, welche das Eintreffen der CME ankündigte.
Im SWEPAM-Plot sieht man, dass der Sektorwechsel im HCS (Phi-Kurve, blau) gegen 15:20 Uhr UT einsetzt (1), also etwa 45 Minuten vor dem Eintreffen der Schockfront der CME (2). Der Sektorwechsel hatte sich bereits ab etwa 12 Uhr UT durch einen allmählichen Anstieg der Dichte des Sonnenwindes (orange Kurve) angekündigt. Abgeschlossen war er um 21 Uhr UT (3). Der Nordschwenk des IMF läutete gegen 01:45 UT das Ende des geomagnetischen Sturms ein (4).
Entwicklung des globalen Kp-Wertes von 26. - 28.02.2014.
Im Stackplot, welcher Magnetometer-Daten aus Norwegen und Dänemark zusammenfasst, ist gut sichtbar, dass sich der geomagnetische Sturm in zwei dicht aufeinanderfolgende Substorms gliederte. Quelle: Tromsø Geophysical Observatory
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Das Wetter in Mitteleuropa
In der Nacht vom 27. auf den 28.02.2014 lag Mitteleuropa größtenteils unter einer Wolkendecke. Die nachstehenden Grafiken zeigen, dass anfangs im Osten noch ausgedehnte Aufklarungsgebiete bestanden, welche sich im Laufe der Nacht immer mehr verkleinerten. Dafür riss der Himmel in einem begrenzten Gebiet bei Köln am frühen Morgen auf. Die Verteilung der erfolgreichen Polarlicht-Beobachtungen kennzeichnet recht genau die zumindest zeitweise wolkenfreien Gebiete.
Wolkenverteilung Wolkenverteilung über Mitteleuropa am 27.02.2014 um 20:00 MEZ
Wolkenverteilung über Mitteleuropa am 27.02.2014 um 23:00 MEZ
Wolkenverteilung über Mitteleuropa am 28.02.2014 um 02:00 MEZ
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Beobachtungen der Polarlichter in MitteleuropaVon dem Polarlicht in der Nacht vom 27. auf den 28.02.2014 liegen rund 50 Beobachtungen aus Deutschland sowie eine Meldung aus Österreich vor. Die bekannt gewordenen Beobachtungen hat Andreas Möller in einer ÜBERSICHTSTABELLE zusammengefasst, welche Sie sich in einem separaten Fenster anschauen können. Zusätzlich hat er aus den Tabellendaten nachstehende Karte erstellt, welche die geografische Verteilung der Beobachtungen und die Helligkeit der beobachteten Polarlichter zeigt. Geografische Verteilung und Helligkeit der Polarlichtbeobachtungen in Mitteleuropa am 27./28.02.2014.
In der Nacht vom 27. auf den 28.02.2014 waren Polarlichter in Deutschland vom Ende der astronomischen Dämmerung bis etwa 03.00 MEZ durchgehend zumindest fotografisch wahrnehmbar, also fast solange, wie der geomagnetische Sturm anhielt. Die erste Beobachtung erfolgte um 20:25 MEZ (Patrick Paproth), die letzte um 03:00 MEZ (Stefan Schwager). Aurora Borealis in Germany on February 27th, 2014 from Chris Crane on Vimeo.
Die Helligkeitsangaben für die Polarlichter am 27./28.02.2014 differieren stark. Beobachtern, die mit schwierigen atmosphärischen Bedingungen und/oder Lichtverschmutzung zu kämpfen hatten, gelangen zumeist nur fotografische Nachweise. Vielfach war die Aurora zwar in den Phasen der größten Helligkeit visuell sichtbar, aber nur schwach und farblos. Dagegen wurden von der Ostseeküste bei Kiel, wo die Durchsicht offenbar recht gut war und man über das Meer nach Norden blicken konnte, helle Polarlichter mit deutlich erkennbaren Farben gemeldet. Insbesondere wurde auch das für das menschliche Auge schlechter wahrnehmbare Rot deutlich erkannt. Bezeichnenderweise gelang Karl Kaiser von einem ebenfalls dunklen Standort sogar im Norden Österreichs eine visuelle Sichtung. |
Links zum Polarlicht am 27./28.02.2014Diskussionsthreads im AKM-Forum für Polarlichter
X4.9 am 25.02.2014 und weitere Flares aus 11990 (Begonnen am 25.02.14, 01:58 MEZ; 21 Beiträge bis 26.02.14, 23:49 MEZ)
Polarlicht Sichtungen am 2014-02-27/28 (Begonnen am 27.02.14, 17:20 MEZ; 227 Beiträge bis 07.03.14, 16:34 MEZ)
Daniel Fischer: Vermutlich die stärkste Europa-Aurora des Zyklus BBC: Northern Lights illuminate the UK Kieler Nachrichten: Polarlicht über Kiel Colin Legg: Eindrucksvolles Foto aus Western Australia Rhein-Zeitung: Atemberaubend schön - Polarlichter bis Deutschland zu sehen Universe Today: Incredible Aurora Outburst From Recent X-Class Flare |
Literaturangaben zum Polarlicht am 27./28.02.2014Zu diesem Polarlicht liegen zur Zeit keine Literaturangaben vor |